Polizei löscht rechtswidrig erhobene Daten

Rund vier Wochen nach der erkennungsdienstlichen Behandlung von 179 Werder Fans im Anschluss an das Heimspiel am 1. September gegen den FC Augsburg sind nun bei einigen Betroffenen Schreiben der Polizei eingegangen. Darin wird mitgeteilt, dass die erhobenen Daten dieser Personen inzwischen wieder gelöscht wurden. Die Betroffenen seien zu keinem Zeitpunkt Beschuldigte oder Zeugen in dem geführten Strafverfahren gewesen.

Die Polizei Bremen räumt somit selber ein, dass Sie nicht davon ausging, dass es sich bei den Festgehaltenen auch um Beschuldigte handelt. Nur gegen Beschuldigte sind aber nach dem klaren Wortlaut des Gesetzes  erkennungsdienstliche Maßnahmen wie das Abfotografieren von Personen gegen ihren Willen zulässig. Aus diesem Grund haben wir Betroffene dabei unterstützt, Anträge auf gerichtliche Entscheidung beim Amtsgericht Bremen zu stellen, um die Rechtswidrigkeit der Maßnahme festzustellen. Bisher hat das Gericht noch keine Entscheidung getroffen.

Dass die Daten nun zum Teil nach relativ kurzer Zeit gelöscht und die Betroffenen darüber informiert wurden, ist erfreulich und vermutlich nicht zuletzt dem öffentlichen Druck geschuldet. Die Frage der Rechtmäßigkeit der Datenerhebung und der damit verbundenen Freiheitsentziehung stellt sich aber auch in diesen Fällen weiterhin. Personen, die Rechtsmittel eingelegt haben, sollten deshalb hieran festhalten.

Die Ermittlungsgruppe der Polizei in diesem Verfahren hat sich den Namen „Bussard“ für die Bearbeitung dieser Angelegenheiten gegeben. Der größte Widersacher des Bussards ist die Eule. Mit ebenso großen und wachen Augen werden wir die weiteren Entwicklungen beobachten.

Über unsere Kritik an dem Polizeieinsatz hatten zuvor auch mehrere Medien berichtet:

Spendenaktion: Solidarität mit den Verdener Sechs

Spendenaktion: Solidarität mit den Verdener Sechs

Viele werden sich noch daran erinnern: Vor gut vier Jahren kam es in der Verdener Straße am Rande des Nordderbys gegen den HSV zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Bremer Ultras und Nazihooligans. Für einen der Ultras, der mehrere Monate in Untersuchungshaft saß, gab es in der Folge unter dem Motto „Free Valentin“ eine riesige internationale Solidaritätswelle. Mittlerweile sind die Strafverfahren gegen sechs weitere Beschuldigte aus der Bremer Ultraszene zu Ende gegangen – mit Strafgeldern sowie Anwalts- und Gerichtskosten in beträchtlicher Höhe. Nach einigen Soli-Partys und einer T-Shirt-Aktion ist aktuell noch ein Betrag von rund 17.500 Euro offen.

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Auf diesen Kosten sollen die sechs nicht sitzen bleiben. Denn die Auseinandersetzung, aufgrund derer sie bestraft wurden, gehört letztlich zu einem politischen Konflikt mit Nazi-Schlägertypen, den auszutragen eine Notwendigkeit war und bleibt. Darum zeigt euch solidarisch mit den sechs antifaschistischen Bremer Ultras und helft mit eurer Spende, sie von den hohen Kosten zu entlasten. Solidarität ist unsere Stärke!

Nutzt einfach das folgende Spendentool oder überweist direkt auf unser Konto:

Kontoinhaber: Grün-Weiße Hilfe e. V.
IBAN: DE19430609672039046400
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Verdener Sechs

Update 13.10.2021: Vielen Dank für eure Solidarität! Mittlerweile konnten alle Kosten der Verdener Sechs durch Spendengelder ausgeglichen werden, so dass wir die Spendenaktion erfolgreich beenden konnten.

Sprechstunde für Betroffene der Polizeimaßnahme nach dem Augsburg-Spiel

Wer am Sonntag von den polizeilichen Maßnahmen betroffen war, hat die Möglichkeit, am morgigen Mittwoch ab 18 Uhr zu unserer monatlichen Sprechstunde in den Ostkurvensaal zu kommen. Dort stehen wir für alle Fragen zur Verfügung und geben Erläuterungen zu den rechtlichen Möglichkeiten. Mitglieder der Grün-Weißen Hilfe können von uns einen Formulierungsvorschlag für einen Antrag beim …

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Polizei Bremen führt ohne Rechtsgrundlage 179 erkennungsdienstliche Behandlungen durch und täuscht die Öffentlichkeit

Die polizeilichen Maßnahmen gegen knapp 180 Werder-Fans nach dem gestrigen Heimsieg werden von der Grün-Weißen Hilfe scharf kritisiert. Die Polizei hatte zunächst etwa 220 Fans beim gemeinsamen Rückweg in Stadionnähe aufgehalten und festgesetzt. Über Lautsprecherdurchsagen teilte sie den Fans mit, die Maßnahmen dienten den Ermittlungen wegen des Verdachts eines schweren Landfriedensbruchs am Tag des Pokalspiels …

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Interview mit fünf Fanhilfen

Die Junge Welt hat ein (schriftliches) Interview mit der Fanhilfe Hertha BSC, der Fanhilfe Dortmund, der Fanhilfe Mönchengladbach, der Rot-Schwarzen Hilfe und der Grün-Weißen Hilfe geführt und in zwei Teilen veröffentlicht. Weil die Antworten doch arg gekürzt werden mussten, möchten wir euch hier unsere vollständigen Antworten nicht vorenthalten. Sie stammen von Anfang Juli. Kriminalisierung aktiver …

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Hinweise zu evtl. bevorstehenden Ermittlungsmaßnahmen

Am vergangenen Wochenende ist es nach dem Pokalspiel gegen Atlas Delmenhorst bekanntlich zu sehr unschönen Szenen gekommen. Alle Werder-Fans mahnen wir mit Blick auf die zu erwartenden Ermittlungsmaßnahmen zur Besonnenheit. Die Polizei ist zu Identitätsfeststellungen berechtigt, soweit dies zur Aufklärung der Straftaten geboten ist. Dies könnte bei den kommenden Spielen zu Unannehmlichkeiten führen, die grundsätzlich …

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Ab sofort immer jeden 1. Mittwoch: Sprechstunde der Grün-Weißen Hilfe

Beginnend am 7. August 2019 bietet die Grün-Weiße Hilfe jeden ersten Mittwoch eines Monats eine offene Sprechstunde für Mitglieder und (Noch-)Nicht-Mitglieder an. Von 18 bis 19 Uhr sind wir in den Räumlichkeiten des Fan-Projekts an der Ostkurve des Weserstadions persönlich für euch da. Kommt rum und bringt eure Fragen oder Anregungen mit!

Info-Veranstaltung am 21.05.2019: Neue Polizeigesetze

Die Grün-Weiße Hilfe informiert:

Neue Polizeigesetze – ein Anschlag auf die Bürgerrechte

Eine Welle von Polizeigesetz-Verschärfungen schwappt seit Monaten durch das Land. In Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und anderswo sind die neuen Regeln für die Polizei bereits beschlossen, meist begleitet von lautstarken Protesten der Zivilgesellschaft einschließlich vieler Fußball-Fan-Gruppen. Als nächstes an der Reihe ist nun Niedersachsen: Ab dem 1. Juni darf die Polizei gleich hinter der Bremer Stadtgrenze sogenannte Gefährder bis zu 35 Tage in Gewahrsam nehmen, heimlich Handys mit Staatstrojanern infizieren und auslesen, Kontaktverbote verhängen, elektronische Fußfesseln einsetzen und vieles mehr – das alles ohne Unschuldsvermutung.

Wir wollen aufklären und euch einen Überblick verschaffen: Wie unterscheiden sich die neuen Polizeigesetze in den verschiedenen Ländern, was bedeuten sie konkret für euren (Fußball-)Alltag und welchen anderen Gruppen sind besonders betroffen? Außerdem wollen wir einen Ausblick darauf geben, was uns vielleicht in Bremen droht. Denn am 26. Mai ist Bürgerschaftswahl und einige Parteien haben schon angekündigt, nach der Wahl auch das Bremische Polizeigesetz ändern zu wollen.

Am Dienstag, 21. Mai 2019, 19 Uhr
im Ostkurvensaal des Weserstadions

Die Veranstaltung ist kostenfrei und für Gäste offen!