Werder-Fans, die am Samstag die Freundschaftsspiele ihres Vereins in Straßburg besuchen wollen, müssen mit erheblichen Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit rechnen. Die Präfektin des Départements Bas-Rhin, zu dem Straßburg gehört, hat eine Polizeiverordnung erlassen, die es Gästefans von Samstagmittag bis ein Uhr nachts verbietet, sich in bestimmten Bereichen der Stadt aufzuhalten. Von dem Verbot betroffen sind der Hauptbahnhof mit dem Bahnhofsplatz und den angrenzenden Straßen, weitere große Straßen und Plätze im Stadtzentrum sowie die Umgebung des Meinau-Stadions. In diesem Gebiet ist auch der Besitz und Transport von alkoholischen Getränken untersagt. Das Aufenthaltsverbot richtet sich gegen „alle Personen, die sich als Fans von Werder Bremen ausgeben oder sich so verhalten“. Fanbusse dürfen nur in Polizeibegleitung zum Stadion fahren. Privatfahrzeuge müssen einer vom Verein verbreiteten Routenempfehlung folgen.
Werder-Fans, die nicht als solche zu erkennen sind, also insbesondere keine Fanbekleidung tragen, sind eigentlich nicht von der Verordnung erfasst. Die Grün-Weiße Hilfe warnt jedoch alle Werder-Fans, sich darauf zu verlassen. Nach den Erfahrungen französischer und europäischer Fanorganisationen wird die Polizei wenig unversucht lassen, um Gästefans aus der Innenstadt fernzuhalten. Wer erst einmal mit Bus oder Auto am Stadion angekommen ist, muss damit rechnen, auch in unauffälliger Bekleidung nicht mehr in die Stadt gelassen zu werden.
Die Grün-Weiße Hilfe kritisiert die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit von Werder-Fans als unnötig und völlig überzogen. Es gibt überhaupt keinen Anlass, bei den Testspielen von einer ungewöhnlich verschärften Sicherheitslage auszugehen, die derartige Maßnahmen rechtfertigen könnte. Die in der Polizeiverordnung genannten Begründungen, seien es die Demonstrationen französischer Jugendlicher gegen Polizeigewalt oder die Gefahr terroristischer Anschläge, sind offensichtlich sachfremd und vorgeschoben.
Die Botschaft, die Straßburg an die Werder-Fans aussendet, ist eindeutig: Bleibt weg, wir wollen euch hier nicht. Dieser Mangel an Gastfreundschaft ist einer Stadt, die immerhin Sitz zahlreicher europäischer Institutionen ist, schlicht unwürdig.
Nach Beratung mit Football Supporters Europe (FSE) und einem französischen Fananwalt sieht die Grün-Weiße Hilfe aufgrund der in Frankreich herrschenden Gesetzeslage und Rechtsprechung leider keine realistische Chance, den Erlass im gerichtlichen Eilverfahren erfolgreich anzufechten. Die Fanhilfe behält sich aber rechtliche Schritte im Nachgang des Spiels vor, insbesondere falls es zu noch weitergehenden Einschränkungen der Bewegungsfreiheit von Werder-Fans durch die französische Polizei kommen sollte.
Der SV Werder hat den Erlass hier veröffentlicht, nebst einer deutschen Übersetzung. Diese Google-Übersetzung ist hinsichtlich Artikel 1 der Verordnung leider irreführend. Den als Werder-Fans zu erkennenden Personen ist im bezeichneten Gebiet nicht nur das Fahren und Parken untersagt, sondern der Aufenthalt generell.
Allen, die nach Straßburg fahren, wünschen wir trotz der widrigen Umstände eine entspannte Anreise und viel Spaß im Stadion. Selbstverständlich sind auch wir vor Ort und im Notfall über das Spieltagstelefon erreichbar.